WR, 27.4.2011: Imkerei ist Naturschutz! Christian Herrmann ist neuer Vorsitzender im Imkerverein Dortmund-Kurl

Fotos: Klaus Pollkläsener
Vorsitzender des Imkervereins Kurl, Christian Herrmann, würdigt "Apis Mellifera" als friedliches Insekt und klärt auf.

300 000 Haustiere im Garten

Thilo Kortmann
 
 Christian Herrmann mit Vorgänger Norbert Lücking (li.)

Asseln. Vielleicht sorgen ja so Fernsehfilme wie „Angriff der Killerbienen“ für die oft panischen Reaktionen, wenn eine Apis Mellifera, so lautet der lateinische Begriff für eine Honigbiene, im Anflug ist.

Doch dem Vorurteil, dass  Bienen generell aggressiv sind, widerspricht Imker Christian Herrmann mit aller Vehemenz. Der 55-Jährige ist seit Januar dieses Jahres 1. Vorsitzender des Imkervereins Dortmund-Kurl und hat Norbert Lücking nach acht Jahren abgelöst.

Bis 22 Uhr aktiv

Den Beweis für seinen Widerspruch hat er gleich bei sich im Garten parat. Dort verfügt Herrmann in seinen Magazinen über rund 300 000 Bienen.

Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um die 20 Grad herrscht zwar eine emsige, aber friedfertige Geschäftigkeit.  „Momentan sind die Trachtbienen aktiv, die den Nektar und die Pollen sammeln. Und das von fünf Uhr morgens bis 22 Uhr abends“, erklärte der 1. Vorsitzende in seiner Imker- Kleidung, bestehend aus Arbeitskittel, Schleier und Smoker. Als Betrachter könne man ruhig in die Wolke aus Bienen gehen. „Die machen gar nichts“.

Nur hektisch dürfe man nicht werden und nach ihnen schlagen, rät er. „Ich möchte mit solchen falschen Behauptungen, dass die Bienen aggressiv sind und bei der Kaffeetafel stören oder ins Getränk gehen, aufräumen“, betone Herrmann und fügt hinzu, dass das nur Wespen machen würden. Die Bienenrasse „Carnica“, die alle Vereinsmitglieder züchteten, sei hingegen ganz friedfertig.

Und eine weitere Sache hat sich Herrmann auf die Fahne geschrieben. Er möchte, nach Vorbild des Imkervereins Castrop Rauxel, eine Pflanzaktion starten. Dort habe die Stadt, so Herrmann, den Imkern 5000 Euro zur Anschaffung von Pflanzen wie Bienenweide zur Verfügung gestellt. In Zusammenarbeit mit der Stadtgärtnerei seien dann von dem Geld an umweltbewusste Bürger gratis Bäume, Sträucher und Pflanzen verteilt worden. Einen Antrag auf eben solch eine Aktion möchte der Imker demnächst dem Rat der Stadt Dortmund vorlegen. „Unsere Bienen finden immer weniger Nahrung durch die vielen Monokulturen, Flächenversiegelungen und zu wenig Bienentrachtverpflanzungen“, erklärte Herrmann den Grund zur Initiative.

Kostspieliges Hobby

Bienen seien doch so wichtig für die Umwelt. Und wer Bienenzüchter ist, der ist gleichzeitig auch Naturschützer. Aber natürlich müsse man nicht sofort Imker werden. Das Hobby sei schon relativ kostspielig und 1000 Euro für die Grundausrüstung keine  Seltenheit. Aber helfen könne schon jeder Bürger, der seinen Garten insektenfreundlich gestalte.

Und wie sieht es mit Imker Nachwuchs aus?

„Wir würden schon über Nachwuchs freuen“, betonte der 55-Jährige, der sich selber als Jung-Imker bezeichnet. Es könnten deshalb schon mehr Jugendliche sein. Unter den insgesamt 40 Vereinsmitgliedern sei zwar ein 16- Jähriger. Der Großteil jedoch sei zwischen 50 und 70 Jahre alt.

Und wie sieht es mit Werbung für das Honig-Hobby aus?  „Wir sind mit Info-Ständen im ganzen Stadtbezirk unterwegs. Zum Beispiel auf dem Frühlingsfest, dem Primeurfest der EDG oder dem Brackeler Oktoberfest“.

INFO! Vortrag und Kontakt

Wer näheres Interesse hat, dem legt Christian Herrmann den 13. Mai 2011 ans Herz. Im Haus Buchbinder gibt’s ab 19 Uhr einen interessanten Vortrag über Bienen-Broker in Kalifornien.

 

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